Web-TV, IPTV °°° Street-Art, Street-Life
Am Donnerstag, dem 28. Februar 2008 fand in Hamburg der Workshop #5 des Deutschen IPTV-Verbandes statt. Die Veranstaltung stand unter der Überschrift „IPTV Konzepte und Design“ und es wurden nennenswerte IPTV-Projekte mit den dahinter steckenden Konzepten vorgestellt und präsentiert. Erster Referent des Workshops war Markus Salzmann, Geschäftsführer der Brandstage.tv GmbH aus Hamburg.
Brandstage.tv versteht sich als „erste spezialisierte Fullservice-Internet-TV-Agentur“ und entwickelt als solche „TV-Sender der nächsten Generation“. Was das Unternehmen letztlich anbietet, ist die technische und redaktionelle Grundlage eines eigenen Internet-Fernsehsenders. D.h., wenn etwa eine Zeitschrift beschließt Diversifikation zu betreiben und dabei einen eigenen Internet-Stream über ihre Publikation zu launchen, dann entwickelt Brandstage.tv das technische Grundgerüst sowie den kompletten Internet-Auftritt des neuen „Senders“.
Die 4 Säulen des Web-TV
Markus Salzmann nannte folgende 4 Säulen eines Internet-TV-Senders, welche damit als entscheidende Kernbausteine anzusehen seien:
1. Der Content
2. Die technische Plattform
3. Die Kommunikation (Zielgruppe etc.)
4. Vermarktung (Refinanzierung etc.)
Formen von Web-TV-Sendern
Im weiteren Verlauf seines Vortrages definierte Salzmann 3 unterschiedliche Formen von Web-TV-Sendern:
1. Sparten- & Nischen-Sender mit neuen Geschäftsmodellen (bspw. Cycling TV)
2. Web-TV-Sender als Erweiterung des herkömmlichen Geschäftsmodells – also Diversifikations-Angebote (bspw. AutoBild TV)
3. Sender als Teil des Marketingpools ähnlich einer Kundenzeitung im Bewegtbild (bspw. Mercedes-Benz TV)
Ein typischer Senderaufbau nach dem Baukastenprinzip von Brandstage.tv besteht aus den drei Teilen Programmguide, Stream und Kategorien. Ganz besonders stolz ist man auf die Umsetzung des Online-TV-Auftritts von Paralympicsport.tv, den Brandstage.tv entwickelt hat und teilweise auch redaktionell betreut.
Kosten eines Web-TV-Senders
Markus Salzmann zufolge seien für die Konzipierung und Entwicklung sowie für die Betreibung eines professionellen Internet-Fernsehsenders zwischen 150.000 € und 200.000 € („für das erste Jahr“) zu veranschlagen. Geld, welches neben kostenpflichtigen Zusatzangeboten meistens durch Werbeeinnahmen wieder eingespielt werden soll.
Brandstage.tv verfügt hierfür über ein so genanntes AdServer-System, mit dessen Hilfe Werbeclips nachträglich in die verschiedenen Videos reingeschnitten und ausgetauscht werden können. Allerdings merkte Salzmann an, dass man sich hier momentan noch in einer „Experimentierphase“ befinde und dass damit noch „nichts in Stein gemeißelt“ sei.
Erfolgsfaktoren von Online-Communities
Bei den Erfolgsfaktoren von Online-Communities verwies Salzmann auf eine Studie der FH Bonn-Rhein-Sieg. Die Untersuchung – deren Kernergebnisse bei SPIEGEL Online nachgelesen werden können – zeigt, dass viele Werbemaßnahmen, wie sie heute bei den meisten Online-Angeboten angewandt werden, völlig daneben greifen und kaum funktionieren.
So ignorieren die meisten User „Zusatzangebote, die mit der Kernfunktion der jeweiligen Webseite wenig zu tun haben“ wie etwa Blogs, Minigames oder RSS-Feeds. Zwar dienten diese Funktionen allesamt als Unterscheidungsmerkmal zu direkten Konkurrenten, von den Besuchern der entsprechenden Angebote würden sie allerdings nur in den wenigsten Fällen wahrgenommen, geschweige denn genutzt.
Desweiteren wird der Studie zufolge die Werbung in Online-Communities völlig überbewertet. Ähnlich wie Flyer in der Offlinewelt überwiegend keinen Werbeeffekt erzeugen würden, so sei auch das Schalten von Werbebannern auf Webseiten in den meisten Fällen erfolglos. Und auch das Versenden von regelmäßigen Newslettern erzeuge nur in den wenigsten Fällen den Erfolg, wie er sich von den Betreibern erhofft werde.
Mund-zu-Mund-Propaganda als Erfolgsfaktor
Lediglich die Mund-zu-Mund-Propaganda – heutzutage oftmals auch als „Virales Marketing“ bezeichnet – sei eine wirklich erfolgsversprechende Werbemaßnahme für Online-Communities und deren Angebote. Allerdings ist diese Form der Werbung nur sehr schwer steuerbar und erfordert entweder ein enorm gutes Gespür oder eine gehörige Portion Glück.
Markus Salzmann zufolge würden die Ergebnisse der Studie der FH Bonn-Rhein-Sieg sowie die eigenen Erfahrungswerte zu der Überzeugung führen, dass Internetfernsehen den Sehgewohnheiten der herkömmlichen Fernsehsender sehr ähneln müsse um erfolgreich zu sein. Web-TV dürfe sich also nicht zu sehr vom traditionellen TV unterscheiden, da der Rezipient bei den Online-Angeboten ohnehin hauptsächlich jene Funktionen suche und erwarte, wie er sie vom Offline-Fernsehen bereits gewohnt ist.