Die Folge Frankfurt ist während unseres Drehblocks im Dezember 2007 im Rhein-Main-Raum entstanden. Da Mario und Imke bei Imke`s Eltern im Taunus und ich bei meinem Bruder in Mainz übernachtet haben, trafen wir uns im Tagesanbruch in Wiesbaden um gemeinsam mit dem Auto nach Frankfurt zu fahren.

Straßenmusiker, das war von Anfang an das erklärte Thema, dem wir uns in Frankfurt widmen wollten. Zwar war zu Beginn auch ein traurigeres Thema wie etwa Obdachlosigkeit im Gespräch. Da wir uns allerdings bereits in Wiesbaden mit dem Thema auseinandergesetzt hatten, entschieden wir uns relativ schnell dazu, uns den Straßenmusikern zuzuwenden.

Spontaneität gefordert!

Frankfurt war insofern eine Herausforderung, da wir im Gegensatz zu den vorangegangenen Produktionen in Erfurt, Mainz und Wiesbaden keine festen Termine vereinbart hatten. Stattdessen zogen wir durch die Stadt und sprachen wildfremde Menschen an, die auf der Straße musizierten. Nichtsdestotrotz waren wir natürlich auch diesmal vorbereitet und hatten uns einen Leitfaden für die Interviews zurechtgelegt, schließlich können wir nicht ganz ohne Vorbereitung in eine solche Produktion gehen!

Unser Frankfurt-Ausflug begann dann erstmal mit stundenlangen Aufnahmen des Stadtbildes. Bankentower von unten, Skyline vom Flussufer, Ochsen vor der Börse und so weiter und so fort. Gegen Mittag haben wir dann auf der Zeil, der großen Frankfurter Einkaufsmeile, angefangen uns dem eigentlichen gewidmet: Den Straßenmusikern!

Die ersten Interviews

Gleich zu Beginn haben wir Marcel aus Rumänien getroffen. Nachdem wir ihn angesprochen hatten mussten wir feststellen, dass Marcel kein deutsch sprach. Also wurde improvisiert und ein kurzes Interview auf Englisch durchgeführt. Marcel erzählte uns, dass er von Rumänien nach Deutschland kam, um auf der Straße Geld durch Musizieren zu bekommen. Auf die Frage, ob es genug Geld sei, dass er dabei verdiene meinte er, dass er genug für Rumänien aber gleichzeitig viel zu wenig für das Leben in Deutschland sei.

Nach Marcel trafen wir dann Alesia „aus Weißrussland, aus Minsk“. Alesia war eine eher zurückhaltende Person, die allerdings im Interview nach und nach immer weiter auftaute. Auch ihre Geschichte war geprägt von einer traurigen Geschichte in einem Osteuropäischen Land. Alesia träumt von einem Studium und kam nach Deutschland, um sich hier durch das Akkordeon-Spielen auf der Straße Geld dafür zu verdienen.

Kurt Cobain

Zwischen den Interviews zogen wir umher und filmten noch etliche weitere Straßenmusiker beim Spielen. Auf Interviewanfragen angesprochen winkten viele jedoch ab oder vetrösteten auf später. Ein ganz spezieller Fall war ein junger Mann, der uns an Cobain von Nirvana erinnerte und im Folgenden auch Kurt genannt wird. Kurt packte gerade seine Gitarre aus, als wir ihn vor einem großen Bekleidungshaus ansprachen. Er war sofort begeistert und gerne bereit ein Interview zu geben. Zwischen den Interviews spielte und sang er diverse Songs, die einen sehr starken Grunge-Touch aufwiesen und den Vergleich mit Nirvana weiter provozierte.

Was Kurt ins in dem doch recht langen Gespräch zu erzählen hatte war wirklich äußerst interessant und wir waren überzeugt davon, sehr gutes Material für unsere Folge über Straßenmusiker zu erhalten. Nachdem das Interview durchgeführt und etliche Songs gleich mit aufgezeichnet wurde, stand dann die obligatorische Rechtevereinbarung an. Wir haben ein 16-seitiges Dokument angefertigt, welches jeder unterzeichnen muss, von dem wir irgendwelche Filmaufnahmen machen. In erster Linie geht es dabei um die Bildrechte („Recht am eigenen Bild“), die uns damit im Rahmen von StreetLightsTV übertragen werden.

Ein Ende mit Schrecken

Na ja, Kurt füllte schön und brav alles aus bis es dann im allerletzten Schritt um seine Unterschrift ging. An dieser, der wichtigsten, Stelle brach er jedoch auf einmal ab und erzählte uns, dass er das Dokument gar nicht unterschreiben dürfe. Wie sich herausstellte war Kurt in stationärer Betreuung, dabei auf einen Vormund angewiesen und aus diesem Grund leider nicht in der Lage eine gültige Willenserklärung abzugeben. Zwar wurde vereinbart, Kontakt mit diesem Vormund aufzunehmen, um von diesem die Rechteeinwilligung zu erhalten, fehlerhafte Kontaktdaten machten dies letztlich jedoch unmöglich.

Etwas enttäuscht zogen wir nach diesem Erlebnis weiter durch die Frankfurter Fußgängerzone. Plötzlich erregten zwei Straßenmusiker unsere Aufmerksamkeit, die durch ihr schönes Harfenspiel auffielen. Die beiden Südamerikaner Alfredo (Chile) und Diego (Argentinien) stellten sich als äußerst aufgeschlossene Zeitgenossen heraus, die um keinen Schabernack verlegen waren. Sie erzählten uns davon, wie sie wegen den Bildungsmöglichkeiten nach Deutschland kamen und dass sie ihren Lebensunterhalt mit Musik verdienten. Die Straße war dabei zwar nur einer von mehreren, aber ein sehr wichtiger Platz für ihr Musizieren. Das Interview wurde immer wieder unterbrochen von Witzen und Scherzen der beiden Südamerikaner, die nicht nur uns köstlich unterhielten, sondern auch weitere Zuschauer anlockten.

Stadtbilder

Mit dem Ende dieses Gespräches beendeten wir dann unsere Interviewarbeit und widmeten uns abermals dem Frankfurter Stadtbild. Dank eines Juweliers bekamen wir die Möglichkeit Aufnahmen von dem vom Weihnachtsmarkt blockierten Römer zu machen. Stunden später ermöglichte die freundliche Unterstützung des Luxushotels Main Plaza uns Skyline-Aufnahmen vom Dach des 23-geschossigen Gebäudes. Damit endete ein langer, harter und sehr interessanter Arbeitstag in Frankfurt am Main, der Stadt der Banken und Straßenmusiker.

Die Folge 2 über Straßenmusiker in Frankfurt ist seit dem 16. Mai 2008 auf StreetLightsTV zu sehen!

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